Endlich! Mit Paukenschlag und Trompeten! Vamos a Cuba! Seit der Flug gebucht war, stieg die Aufregung bei uns und vor allem den Kids mit jeder Woche. Das V in “Havana” auf unserem Globus hatte schon leichte Abnützungsspuren, die Packliste war abgearbeitet und die Kids mit einer Spanisch-App am Handy in Stimmung gebracht: Anfang Februar traten wir endlich unsere erste große Familienreise zu viert an. Destination: Kuba. Dauer des voraussichtlichen Aufenthaltes, wenn alle gesund bleiben: Zwei Wochen. Oder länger, je nachdem ob das perfekte Strandhäuschen für den Ausstieg aufpoppt oder nicht.

Wer kleine Kinder hat, der weiß, das so ein internationales Jetsetting mit aufrecht gehenden Menschen ab zwei Jahren nicht nur ein organisatorisch aufwändiges Unterfangen sondern mitunter ein recht kostspieliges sein kann. Kinder zahlen mittlerweile 100% bei Flügen, egal ob bis Innsbruck oder bis Huxdebude. Volles Rohr. Da kann man sich schnell ausrechnen, das unser Reisebudget für 2016 noch vor Beginn irgendeiner Saison so gut wie aufgebraucht ist. Aber hey, so was machen wir nicht alle Tage. Und es sind die Erinnerungen und die Erlebnisse die zählen, nicht die gesparten Collegefund-Euronen 🙂 *justkidding*

Erstfliegerprogramm: 100 Punkte

Mein Mann war fest der Überzeugung, er würde nicht ohne ein iPad in den Flieger steigen. Premium-Upgrade mit dem Touriflieger hin oder her, ohne garantierte Bordunterhaltung für die Zwerge geht’s nirgendwo hin. Ich hab’ beschwichtigt und abgewunken bis zum Schluss. Erfolgreich. Nicht so erfolgreich dann, als wir im Flieger nach drei Stunden (erste Runde Snacks, Abendessen, was kommt jetzt?) darüber informiert wurden, dass es heute kein Entertainmentprogramm geben würde. Aber der Flugbegleiter schalte gerne einen Familienfilm auf den allgemeinen Überkopffernseher. Was wir danach (nicht) schauten: Eine Hollywood-Komödie, in der die Familienmutter das erste Mal seit Collegetagen wieder an einem Sorority-Sauf-Lauf mitmacht und alles vollkotzt. Yup 🙂 Volltreffer.

Aber irgendwie, mit einer Zillion Buntstiften, Maskottchen, Memorykarten und ein paar pixeligen Videos auf Papas Handy sind die zwölf Stunden zwischen Wien und der Stranddestination Varadero dann doch rumgegangen. Zwölf Stunden ohne Schlaf wohlgemerkt. Denn: “In Kuba wird es nie Nacht!” wie unsere größere Tochter schlauerweise festgestellt hat, nachdem wir mit der Sonne Richtung Westen reisten. Auch die Kleine hat kein Auge zugedrückt. Erst als der Flieger aufsetzt und zum Stehen kommt, klappen auch bei ihr die völlig übermüdeten Äuglein zu. Kein Wunder: Daheim ist es bereits Mitternacht.

Lost in Time

In Varadero angekommen, setzen wir das erste Hakerl auf unsere Liste: “Erster Zwölf-Stunden-Flug ohne randalierende Kinder und leidgeprüfte Mitreisende”. Es nieselt, die Luft ist feucht und in der wurrligen Menschenmenge vor der kleinen Flughafenhalle suchen wir unseren driver. Wir finden uns, es ist Liebe auf den ersten Blick: Er hat ein Auto, wir zwei hundemüde Kinder und viel, viel Gepäck. Nach einer holprigen Fahrt (wie wenig holprig werden wir erst später wissen, wenn wir selbst den ersten Schlaglöcher auf der autopista ausweichen) kommen wir in unserer casa am westlichen Stadtrand von Varadero an. Eines der Dienstmädchen wartet auf uns, glücklich fallen wir auf die Betten. Sie bringt noch Kaffee und Zucker, aber an Koffein ist jetzt nicht mehr zu denken. In der Nacht machen wir Bekanntschaft mit den ersten Moskitos. Vor allem Cecilia haben sie besonders zum Stechen lieb – auch mit Moskitonetz. Glücklicherweise bleiben uns die Viecher für den Großteil der Reise erspart. Um drei Uhr früh wird Cecilia von ihrem hungrigen Bauch geweckt und sucht Frühstück. Da tun’s auch ein paar Nüsse aus dem Familiensnackvorrat.

Meet Cuba

Wer Varadero googelt, der wird schnell merken, dass die Stadt hier so wenig mit Cuba zu tun hat wie der Kommunismus mit McDonald’s. Hier kommen die Kanadier her, um ihre Bierhülsen (und Bäuche) durch die Straßen zu tragen, und viele, viele sonnenhungrige Europäer freuen sich jeden Morgen im Vier-Sterne-Resort auf ihr kontinentales Frühstück. Es gibt Hotelkomplexe ohne Ende, die alle irgendwie aussehen, als wären sie in verschiedenen Jahrzehnten hängengeblieben, ein paar corner stores, wo wir regelmäßig unseren Vorrat an Wasser und Maisbällchen auffüllen, Pferdekutschen, die für ein Heidengeld Touristen die 1 Avenida rauf- und runterkutschieren, Souvenirläden und Banken, vor denen gerne Schlange gestanden wird. Bestimmt gibt es noch mehr, aber östlicher als das Einkaufszentrum Hicacos kommen wir nicht. Wir sind in den wenigen ersten Tagen hier hauptsächlich damit beschäftigt, uns an die lokale Zeit, das Klima und die Zehenfreiheit zu gewöhnen. Oh, und einen Tag verbringen wir mit der Mission “Geld wechseln”. Aber das ist eine Geschichte für sich wert 🙂

Mi casa es su casa

Für die zwei Wochen in Kuba haben wir auf allen unseren Stationen unser Quartier in einer casa particular bezogen. Seit einigen Jahren dürfen ausgewählte Kubaner Zimmer in ihrem Haus oder ihrer Wohnung an Touristen vermieten. Die Zimmer sind einfach eingerichtet, aber immer sauber. Die casas lassen sich wunderbar vor Ort organisieren, ein wenig Spanisch hilft dabei auf jeden Fall. Die hosts sprechen aber meist sehr gut Englisch. Wir haben alle Unterkünfte im Vorhinein übers Internet gebucht. Einerseits um die Planung mit den Kids zu vereinfachen. Natürlich ist es so auch einfacher, die Cocktailkirschen unter den casas rauszupicken.

In Varadero wohnten wir in der Casa Villa Sunset, die einem Ärztepaar aus Havana gehört. Ein wunderschönes Haus, liebes und aufmerksames Personal und persönlicher Service bis zur letzten Minute. Außerdem habe ich mit den Mädels im Haus einen wunderbar unterhaltsamen Nachmittag mit Spanischkonversation auf der Verande genossen. Das sind die berührenden Momente, die ich von der Reise mitnehme.

Ein paar Tage in Varadero sind dann schnell um: Früchte und Ei (heute fritos oder revueltos?), ein paar Stunden am Strand, Durch-die-Lacken-hüpfen im Garten (zu irgendwas muss ja die einmalige Regennacht gut sein), die zwei Sorten Nestlé-Eis ausprobieren, die es im Geschäft gibt, Pizza essen mit Pfau im Garten. Und ehe wir uns versehen ist die Zeit in Varadero vorbei und die große Reise durchs Land kann endlich richtig beginnen. Die Kinder haben sich an ihre tägliche Nachspeise gewöhnt, auch die wintergeplagten, schneeweißen Beinchen trauen sich endlich aus der Jogginghosen-Montur raus. Wir sagen hasta la proxima, Varardero, und machen uns auf zum Flughafen, um unseren Leihwagen abzuholen. Dann wird es wirklich abenteuerlich 🙂 ….




  

Leave a Reply

Your email address will not be published. Required fields are marked *