Es fällt mir schwer, an diesem scheinbar idyllischen Familiensonntag in den Himmel zu schauen und mich über die dahintreibenden Wolkenfetzen am blauen Himmel zu freuen. Heute ist astronomischer Sommerbeginn – Sommersonnenwende – der “längste” Tag des Jahres. Und auch wenn heute mehr Sonnenstunden als an jedem anderen Tag im Jahr unser Gemüt erhellen sollten, liegt doch ein grauer, dumpfer Schleier über dem Land.

In wenigen Wochen sind in Österreich und direkt vor unserer Haustüre gehäuft Dinge passiert, die wir gerne aus unserer Wahrnehmung wegschieben möchten: Menschen, die aus ihrer Heimat flüchten; Menschen die diese angsterfüllte und beschwerliche Reise nicht überleben; Menschen die es doch bis nach Europa schaffen und hier von fremdenfeindlichen “Willkommensbotschaften” begrüßt werden; Politiker, die ausländerfeindliche Sager bringen, als wäre es salonfähig.

Laut Meteorologen wird es ja ein Jojo-Sommer – heiß, kalt, trocken, nass. Aber wie auch immer die nächsten hundert Tage auf der Wetterkarte aussehen, eines ist sicher: Sie bereiten den Weg für einen heißen Herbst. Wenn am 11. Oktober in Wien Landtag und Gemeinderat gewählt werden, dann wird das Ergebnis auch von diesem Sommer sprechen. Von den Emotionen, die die Menschen bewegen. Von Zeltstädten für Flüchtlinge. Von Untersuchungsausschüssen, die im Lächerlichen versumpern und von fehlenden Antworten handlungsscheuer Staatsmänner. Von Rettungsaktionen für Banken statt Rettungsringen für Menschen wie Du und Ich.

Als wir Kinder waren, sind wir im Sommer stundenlang im Gras gelegen und haben den Wolken beim Wandern zugesehen – das Blätterrauschen der Bäume im Ohr, den Duft von Chlorwasser, Pommes Frites und Sonnencreme in der Nase. Ich möchte, dass auch meine Kinder ihren Sommer so genießen können. Ohne Angst zu haben, ohne Sorge. Es mag ein naiver Wunsch sein, aber ich möchte daran festhalten. An der Möglichkeit, dass dieser Sommer noch mehr Gutes als Schlechtes bringt: Nächstenliebe, Mitgefühl, Menschenwürde. Und dafür fangen wir am besten gleich bei uns selbst an.