Irgendetwas läuft schief. Und zwar regelmäßig. Jedes Jahr erwischt uns Wiener der Winter komplett unerwartet. Auch wenn im Westen des Landes schon Schneemassen über die Pisten geschoben werden und der Kalender Richtung November, Dezember rollt. Wir sind trotzdem jedes Mal völlig von den Socken und schlittern bei fünf Zentimeter Schneedecke über den Gehsteig und die Fahrbahnen. Die Räumdienste sind sowieso noch unvorbereiteter als der Durchschnittsbürger. Als hätte es bis jetzt immer nur die drei anderen Jahreszeiten gegeben.
Mittlerweile ist es Februar. Aber trotzdem sieht man den Menschen da draußen den blanken Horror im Gesicht an: Ob im Auto hinter einer undurchsichtigen Windschutzscheibe, hilflos mit einer Schneeschaufel am Straßenrand pfauchend oder mit Turnschuh-Bereifung zur U-Bahn huschend. Jössas, es schneit!
Während sich also in den Schigebieten Lift- und Hotelbetreiber sowie die Semesterferien-Urlauber über jedes Flankerl freuen, wird hier im Osten hauptsächlich geflucht. Warum kann der Frühling nicht schon im Jänner anfangen, bitteschön?
Zugegeben, um es mit dem Volksmund auszudrücken: I brauch den Schnee in Wien ah ned. Trotzdem gehört er zu einem guten Winter einfach dazu. Zu so einem, den wir nur noch aus Kindertagen kennen. Mit imposanten Schneewächten am Straßenrand, stiller Geräuschekulisse auch auf den großen Straßen, Schneeballschlacht am Heimweg, Rodeln vor der Haustür.
Und eigentlich wünsche ich auch meinen beiden Töchtern solche Erinnerungen, wenn sie auf ihre Kindheit zurückblicken: Das Glitzern in den Augen beim ersten Schnee, die Rodelabfahrt vom Roten Berg, der große Schneemann mit Karottennase und Kohlenaugen, der sie im Kindergarten begrüßt. Und das Häferl mit der heißen Schokolade, dass nur bei Minustemperaturen draußen so richtig gut schmeckt.