Die letzte Ferienwoche ist noch nicht vorbei. Zumindest für die Schüler in Wien. Die Bim ist in der Früh noch immer gähnend leer, Parkplatzprobleme gibt’s keine, beim Billa kommt man mit einer Kassa aus.
Die glücklichen sind also noch gar nicht zurück. Sie weilen noch dort, im Niemandsland “Urlaub”, das sich ganz diffus über das ganze Land, stille Winkerl, aber auch bis hin an die Riviera und nach Übersee zieht. Am Sonntag werden alle heimkehren. Hoffentlich gibt’s dann keinen technischen Defekt in Schwechat. Die Südautobahn wird so und so zu sein.
Aber auch wir sind erst vor wenigen Tagen von der Stadtflucht zurückgekehrt. Wien hat uns wieder. Zumindest körperlich. Geistig bin ich noch lang nicht angekommen. Es fällt mir dieses Mal besonders schwer.
Noch mehr als sonst, hat wohl mit dem Alter und auch mit den Kindern zu tun, habe ich es genossen, die freien Tage (und auch ein paar Feierabende und Wochenenden davor) n i c h t bei brütender Hitze in der City zu verbringen. Ich liebe meine Heimatstadt. Aber immer mehr fühle ich, dass ich hier nicht (mehr) zur Ruhe komme. Der Lärm vorm Fenster. Die hektischen Leute in der U-Bahn. Ständig getrieben sein.
Und ja, na klar, im Urlaub ist das alles anders. Aber muss es nur im Urlaub so sein? Haben wir nicht auch das Recht drauf zu sagen: “Hell no, den Wahnsinn mach ich einfach nimmer mit!” Unsere sieben Sachen zu packen und einfach wo anders niederzulassen. Ich weiß nicht, vielleicht auch nur drei Straßenzüge weiter in einem begrünten Hinterhaus. Oder vielleicht 150 Kilometer im Südburgenland oder 3.000 Kilometer drübern Ozean entfernt. Eine Suppenküche aufmachen. Selbstversorger werden. Mit Affen im Wald leben. Wer sagt, dass wir einfach immer so mitmachen müssen?
Die Kids sind da die besten Vorbilder. Daheim ist alles bequem, da verfallen sie in ihre Angewohnheiten und Routinen (geht uns ja genauso). Aber wenn es dann im Urlaub nicht die Lieblingsfrühstücksflocken gibt, dann wird halt was anderes gegessen. Und dort tut es auch eine Barbie. Ohne Wechselgewand.
Sowieso haben wir die meiste Zeit Uno gespielt. Ein gefühlt sensationeller Meilenstein, wenn man plötzlich beide Kinder mit einem Kartenspiel von Hunger (hab seit dem Eis vor zwei Stunden nix mehr gegessen), Langeweile und Wartezeit (wann ist mein Schnitzel endlich da?!?!) ablenken kann. Und die 3-jährige gewinnt fast jedes Spiel. Ohne Schummeln. Die hat’s faustdick hinter den Ohren.
Es kann also alles anders sein. Einfacher. Unkomplizierter. Lieber noch mal eine Runde Uno spielen als aufs Handy schauen. Lieber noch mal die Augen schließen und die Vögel zwitschern hören. Lieber einen Brief an die eigene Tochter in zehn Jahren schreiben, als eine Facebooknachricht. Den Sommerduft noch einmal auf der Haut riechen und blinzeln …
Wenn wir dann unsere sonnengebräunten Zehen gegen die weißen Badezimmerkacheln halten. Und in uns noch die Wärme vom letzten Tag im Freigab strahlt. Wir uns die Geschichte erzählen vom furiosen Köpfler am Zehnmeterbrett. Und der tosende Applaus der Menge noch in unseren Ohren nachklingt. Dann ist der Sommer noch nicht vorbei. Und die Möglichkeit, das alles sein kann, ebenso groß …