„Aber, Mama, du stirbst nie, oder?“ Auf den Moment bereitet dich niemand vor. Den Moment wenn du das erste Mal mit deinem Kind über den Tod sprichst.
Es hat heute am Küchentisch meiner Schwiegereltern begonnen. Einer der seltenen Samstage, wo die Zweijährige friedlich im Bett ihr Mittagsschlaferl hält. Alle anderen waren irgendwie draußen beschäftigt. Und ich konnte mich in Ruhe meiner größeren Tochter und dem Malbuch widmen. (Marienkäfer ausmalen hat übrigens etwas angenehm Meditatives, kommt schon einem Mandala nahe …)
Plötzlich fällt ihr Blick auf die Jesusfigur, die über der Tür hängt und meint: „Mama, das da oben ist der Josef.“ Nachdem wir geklärt haben, dass es sich hier um Jesus handelt und wer eigentlich Josef und Maria waren, und warum Jesus da ein erwachsener Mann ist und kein Baby, folgt ein kurzer Abriss der Ostergeschichte, so wie ich sie grade noch in Erinnerung habe und einer Vierjährigen auch zumuten möchte.
Wie erklärt man also einem Kind was da passiert, wenn jemand stirbt? Kann man das überhaupt? Oder ist es vielleicht sogar das Natürlichste der Welt für so junge Menschen, mit dem Kommen und Gehen von lieben Menschen, bekannten Nachbarn oder auch Haustieren umzugehen?
Jeder wird anders handeln, seine Kinder mit einer anderen Geschichte diesem Thema vertraut machen. Die Geschichte vom Einschlafen, die von einem guten Geist, der sich vom Körper verabschiedet, die Geschichte von der Wiedergeburt in einer schönen, großen Sonnenblume.
Es geht ja nicht darum, einem Vorschulkind medizinisch genau zu beschreiben, wie nach und nach (oder auch sehr plötzlich) alle Körperfunktionen und Organe abschalten. Sondern es geht darum, unseren Kindern einen möglichst natürlichen und angstfreien Zugang zu etwas zu schaffen, dass ein wesentlicher Teil von uns ist. Ein Teil genauso wichtig wie jeder Atemzug, wie jedes Mittagessen, wie das Gefühl von Liebe, Gemeinschaft und einem erfüllten Leben.
Und dann sprechen wir von der Seele, von Gott, von Engeln, die irgendwo da oben auf einer Wolke (oder anderswo, wenn wir grad mit dem Flugzeug vorbeifliegen) auf uns warten. Und all den lieben Menschen, dem Nachbarshund, den Großeltern, die wir wieder treffen werden. „Aber, Mama, da oben gibt es doch gar kein Spielzeug. Das ist ja fad!“ Und ich lächle.
Ich weiß, dass es nie leicht sein wird. Egal wer zuerst geht, sie oder ich. Aber ich weiß, dass ich ihr jetzt schon das Vertrauen gegeben habe, das sie für alle schwierigen Situationen in ihrem Leben brauchen wird. Das Vertrauen in ihre Familie, das Vertrauen in das Gute im Menschen, das Vertrauen in sich selbst. Und wenn ich früher gehe, dann warte ich auf der Wolke mit einem dicken Malbuch auf sie, damit uns bestimmt nicht langweilig wird.