Mein Mann ist schon ein ganz cooler Typ: Seine Definition von Urlaub ist es etwa, für eine Woche (oder länger) durch eiskalte Schnee- und Eisfelder zu stapfen. Übernachten im Zelt. Eiszapfen an den Zehen und so. Hammer. Und wenn er nicht grad durch Spitzbergen tourt, verbringen er und seine Abenteurerfreunde ihre Zeit damit, den nächsten Trip zu planen.
Mittlerweile hat er seine dritte Tour hinter sich und ein Ende der Abenteurerlust ist nicht in Sicht. Jedes Jahr gesellt sich ein Kumpel mehr dazu. Wer weiß, vielleicht organisiert er in zehn Jahren die erste Familien-Durchquerung der Antarktis. Zutrauen würde ich ihm (und seinen Kumpanen) so einiges 🙂
Während ich mit den Minusminustemperaturen an diesen Urlaubsdestinationen und auch der Anstrengung, eine 60 Kilogramm schwere Pulka durch die Landschaft zu ziehen, nichts anfangen kann, so beneide ich ihn doch jedes Mal zur Reisezeit um eines: Die Leere. Die Stille. Das Abschalten von all dem, was unser wahnsinnig rasantes Leben hier ausmacht. Die Pause vom Hamsterrad, den ständigen Überforderungen die Arbeit, Familie, Gesellschaft und schließlich wir selbst an uns stellen.
Ich habe heute einen sehr ehrlichen und befreienden, offenen Brief von Mara Glatzel gelesen (eigentlich hat sie ihn mir vorgelesen). Und er hat mich genau in diesem wunden Punkt getroffen: Ich nehme mir viel zu wenig Zeit für mich selbst. Zeit für eine Pause. Zeit, um vom Bildschirm aufzublicken. Zeit, um kopflos mit meinen Kindern draußen zu spielen. Zeit, um auf der Couch zu liegen und nichts zu tun. Zeit, um meinen Körper zu spüren, der schon zu lange rebelliert. Zeit, um meine Seele dort ankommen zu lassen, wo ich meine Beine hingehetzt habe. Zeit für Liebe. Zeit für Langeweile. Zeit für Inspiration. Zeit als Glück. Und nicht als Stoppuhr.
Deshalb ist es jetzt Zeit für einen Urlaub: Urlaub vom Ich und von dem was ich glaube, sein zu wollen.
Denn nur wenn wir hinausgehen in das weite, offene, unbewohnte Feld, nur dann können wir herausfinden, wer wir wirklich sind.
(Totale) Sonnenfinsternis am 20. März 2015 in Spitzbergen – aufgenommen von meinem abenteuerlustigen Mann. Schatz, ich hoffe, du verstehst: Das musste ich klauen!