Ich habe auf dich gewartet. So lange. So lange, dass ich das Haus drei Mal komplett geputzt hatte.
So lange, dass mir vom Sitzen der Hintern weh getan hat.
So lange, dass ich nochmal zum Friseur musste.
So lange, dass ich die Buchrücken in unserem Wohnzimmerschrank auswendig kannte.
So lange, dass ich mich selbst mit Eis essen/Stricken/Daily Soaps nicht mehr ablenken konnte.
So lange, dass ich geweint habe, weil ich nicht mehr schlafen konnte.
Ich habe auf dich gewartet, dich herbeigesehnt. Ich war müde, gereizt, ein nervliches Wrack.
Ich konnte den Sonnenschein nicht genießen, ich wollte nicht mehr mit der Katze kuscheln und auch nicht massiert werden.
Ich wollte einfach nur wissen, wie du aussiehst. Ob du seine Knubbelnase hast oder meine Locken. Ob alle Finger dran sind.
Ich wollte einfach nur deine Stimme hören. Deine Antwort auf meine monatelangen Erzählungen, Gebete, die Selbstgespräche die ich führe.
Als ich dann fertig war mit Warten musste ich nochmal warten. Als ob ich gefangen wäre im Niemandsland. An der Busstation Ausschau haltend. Den Busfahrer verfluchend, der sich bei der Kaffeepause vertratscht hatte.
Und als ich dachte, ich kann nicht mehr warten, da warst du endlich bereit. Für deine erste große Reise. Deine Reise zum Licht. Zu uns. Zu mir. Dann wollte ich plötzlich doch noch mal warten. Aber dafür war es zu spät.
Und als ich dich dann das erste Mal auf meiner Brust spürte, so klein und doch so groß, so unglaublich zart und doch komplett, mit einer Stimme, die die Welt noch nicht gehört hatte. Da wusste ich: Das Warten hat sich gelohnt.
Und ich würde jedes Mal wieder auf dich warten.