Sodale, es wäre dann soweit: Ich bin ein Fall für die Selbsthilfegruppe “Hilflose Eltern im Digitalen Zeitalter”.
Wenn ich zu Hause bei der Tür reinkomme, dann verstecke ich mein Handy am besten irgendwo unter einem Stapel (ungelesener) Zeitschriften oder vergesse es besser gleich im Büro. Sonst fällt es spätestens nach der ersten Spiel- und Leserunde im Kinderzimmer einer der jungen Hausdamen in die Hände. Und dort bleibt es picken. Bis der Akku leer ist. Oder bis es Gummibärli gibt. Ich vermute ja, die Mädels arbeiten mit einem eigens entwickelten Superkleber. Jedenfalls geht sofort eine (Heul-)Sirene los, sobald ich versuche, unbemerkt das mobile Telefon wieder an mich zu nehmen.
Jede Rettungsaktion zwecklos also.
Ja ja, ich höre schon die Zwischenrufe aus dem Off “Selbst schuld, du starrst ja auch ständig auf den Bildschirm.”, “Handys gehören verboten, wenn Kinder da sind!” und “Da musst du halt ein bisserl strenger sein.”. Danke, die Einwände und Anschuldigungen sind mir bestens bekannt. Bringen uns in der Realität auch nicht unbedingt weiter.
Denn mal ganz ehrlich: Wie sieht die kommunikative und spielerische Gegenwart für unsere Kinder aus? Werden heute jährlich 200 verschiedene Brettspiele auf den Markt gebracht? Oder eher zehn Mal so viele Videospiele?
Neulich erzählte mir ein aufgekratzter und plauderfreundlicher Volksschüler im Bus, dass sie “… in der Pause am Computer spielen dürfen. Die Mädchen am Mädchencomputer, die Burschen am Burschencomputer. Blöd, dass wir mehr Burschen in der Klasse sind.” Im Flieger sitzen die Zweijährigen oft schon mit iPad da – natürlich mit niedlicher Hasenohren-Schutzhülle. Während ich daneben altmodisch ein Taschenbuch lese (und mein Kindle daheim in der Schublade verstaubt).
Ja, das Smartphone macht mir in vielen Dingen das Leben leichter: Als Mama und Unternehmerin habe ich mein Büro immer eingesteckt. Der Einkaufszettel verschwindet nicht mehr in den Untiefen der Manteltasche. Zum Amusement zwischendurch mit ordentlich Klatsch und Tratsch taugt es auch bestens. Und auch die Kinder dürfen lernen, wie so ein Ding funktioniert, wie man telefoniert, ein Foto macht, ein Video abspielt, mit dem Finger ein doodle zeichnet. Schließlich sind das Werkzeuge, die sie von nun an immer brauchen werden.
Solange ich aber von meinen Kinder für Aufrufe wie “Komm, lesen wir Elmar der Elefant!”, “Komm, zeichnen wir für Papa einen Regenbogen!” “Fahren wir mit dem Laufrad in den Zoo!” und “Komm, kuscheln wir mit der Katze!” ein begeistertes “Jaaaaa!” ernte und die Kinder plötzlich wie von Zauberhand das Handy in die Ecke pfeffern; solange habe ich meine Kinder nicht ans Smartphone verloren.
Und das ist heute mehr wert, als wir glauben.