Im Fasching kommt man einfach nicht drum herum: Faschingskrapfen, Faschingskostüme, Faschingsmucke und Faschingsschwips. Gehört wohl dazu. Aber wie geht’s dann weiter?
Ich geb’s ja zu: Ich hab’ mich voll mitreißen lassen. Mit dem Konfettiregen beim Kinderfaschingsfest am Wochenende sind auch meine Hemmungen gefallen: Was soll’s – Fasching ist nur einmal im Jahr (so wie Weihnachten und Ostern und all die anderen Ausnahmsfeiertage). Also her mit dem Krapfen!
Wobei es bei mir eher die riesen Portion frische Kartoffelchips war, statt eines mit Marmelade gefüllten, aufgeblasenen Germteigkugerl. Weil ein Krapfen ist bekanntlich kein Krapfen und hätte ich dort auf der Stelle einen verdrückt, wäre ich am Ende der Veranstaltung in einer leeren Krapfensteige gelegen. Nicht so fein.
Was ist es, das uns zu solch einer Zeit ohne Maß und Ziel über die Stränge schlagen lässt? Das fehlende Sonnenlicht? Der latente Zuckerkater, der noch von Weihnachten herrührt? Die Lethargie der grauen Wintertage? Es muss eine Mischung von allem sein. Vor allem aber der Drang danach, endlich wieder ausgelassen zu sein. Sich wie ein Narr aufzuführen, einen Kasperl zu reißen und die Sorgen einfach beiseite zu lassen.
Denn darum soll es gehen: Noch einmal bäumen wir uns auf, schwingen am Ballparkett oder in der Kinderdisco das Tanzbein, lassen Masken tanzen und lenken ab von den Dingen, die größer und schwerer greifbar sind als ein luftigleichter Faschingskrapfen.
Morgen beginnt für (immer weniger) gläubige Christen die Fastenzeit – die Zeit der Einkehr, der Besinnung, des Verzichts, der bewussten Wahrnehmung. Aber auch für viele Menschen, die nicht an Gott festhalten, ist dies eine schöne Gelegenheit, um zur Ruhe zu kommen, sich auf Wesentliches zu konzentrieren.
Kardinal Schönborn hat auf eine sehr schöne und zeitlose Initiative der deutschen Evangelischen Kirche hingewiesen. Die Aktion 7 Wochen Ohne begleitet durch die Fastenzeit, und das schon seit 30 Jahren. Heuer unter dem Motto “Du bist schön – Sieben Wochen ohne Runtermachen”.
Ich denke, das ist ein Vorhaben, dem sich jeder von uns widmen sollte – ob gläubiger Christ oder nicht. Denn sich selbst als schön anzunehmen – mit all seinen Fehlern, Speckröllchen, schlechten Launen – ist Voraussetzung für ein gesundes Selbstvertrauen und schließlich auch für eine gesunde Beziehung zu den Menschen und der Welt um uns.
Wenn morgen also die Kostüme für ein Jahr im Schrank verschwinden, wir unsere Masken ablegen und wieder mit uns beschäftigt sind, still und leise, ohne das närrische Treiben, dann werfen wir doch mal einen Blick in den Spiegel und sagen uns: “Hey, ich mag dich. Sogar sehr! Und ich bin glücklich, dass es dich gibt!”