Das Jahr 2015 bringt für unsere Familie so manche Veränderung: Die Jüngste im Haus hat nun ihren festen Platz in der Kinderkrippe und Mama kehrt zurück in ihren Job. Also in den Job, für den sie „in die Arbeit“ fahren muss. So wie Papa.

Die ganze Familie wird das spüren, denn alles das, was ich an Erledigungen untertags mache mit Kids oder wenn die Kleinen im Kindergarten sind, werde ich – oder werden wir gemeinsam – dann nach Feierabend machen müssen. Oder auch sein lassen. Denn für alles wird nicht mehr Platz sein.

Noch schließe ich die Augen davor, aber eine kleine Stimme in mir sagt mir, dass unser Familienleben – vor allem die morgendlichen Ablaufpläne – noch mal gewaltig aufgewirbelt werden. Und ich auch ordentlich zurückstecken muss.

Die Zeit, die ich mit Schwangerschaft/Kindern/Karenz über die letzten vier Jahre verteilt fern vom Bürosessel verbringen durfte, die hat mich vor allem eines gelehrt: Dankbarkeit. Dankbarkeit für ein (noch) funktionierendes Sozialsystem, für das wir uns in Österreich nur glücklich schätzen können. Dankbarkeit für die Möglichkeit, meine Kinder in diesen ersten Jahren bei jedem ihrer „ersten Male“ begleiten zu dürfen: Das erste Krabbeln, der erste Zahn, der erste Schritt, das erste Wort, das erste Schnitzel.

Dankbarkeit dafür, dass ich meinen Körper und meinen Geist auch trotz Turbulenz mit Kids & Co. ausruhen konnte. Dass ich neue Energien sammeln konnte, neue Erfahrungen, die ich auch in jedem anderen Job einsetzen werden kann. Dass ich Montag Vormittag in Pilates meinen schmerzgeplagten Rücken kurieren kann. Dass ich einmal in der Woche vom Kaffeehaus aus meine Korrespondenz und Organisations-Zeugs erledigen kann. Dass ich bei Schönwetter einfach alles liegen und stehen lassen kann und mit dem Zwerg einen Spaziergang mache. Dass ich spontan Zeit habe, liebe Freundinnen und Weggefährten zu treffen, ohne Stress, zum Austausch, zur Inspiration.

Natürlich ist eine Karenz kein ausgedehnter Urlaub mit Caipirinhas am Pool und Langschläferfrühstück zu Mittag. Ganz im Gegenteil: Wer meinen Terminkalender kennt, weiß, dass ich selten einfach nur faul auf der Couch liege. Aber die Elternzeit ist eine Möglichkeit, uns selbst wieder kennenzulernen, vielleicht sogar auf ganz neue Weise. Zu überprüfen, ob wir in unserem Job eigentlich noch glücklich sind. Oder ob wir in der Zwischenzeit nicht eine ganz andere Leidenschaft entdeckt haben, der wir nachgehen sollten.

Ich freue mich auf die Rückkehr in meinen Tagesjob: Endlich wieder erwachsene Gesichter um mich herum, herausfordernde Themen, Klatsch beim Mittagessen und vor allem in Ruhe ein paar Stunden einfach nur Arbeiten. Ohne dass jemand neben mir steht und ruft „Mama, ich muss aufs Klo!“ „Mama, Saft!“ „Mama, sie gibt das nicht her!“ „Mama, ich mag auch!“. Fast wie Urlaub 🙂

So vieles nehme ich mit: Die Momente, in denen ich verzweifelt war, weil mein Kind zwei Stunden lang wie am Spieß schrie und ich nicht wusste, warum. Die sonnigen Vormittage in der Sandkiste am Spielplatz. Jeden Cappuccino in meinem Lieblingscafé, jede Einschlaf-Spazierfahrt mit dem Buggy durch Schönbrunn. Die zig Leihwindeln die meine Kinder in dieser Stadt von anderen Eltern bekommen habe, wenn ich unsere wieder einmal zu Hause vergessen hatte. Die schönen Gespräche mit alten Damen, interessierten Verkäuferinnen, plauderfreundlichen Vätern am Nebentisch, die ich nur führen konnte, weil ich Zeit hatte und offen war. Meine super Oberarme, die jahrelanges Schleppen und Hieven von Babies, Kleinkindern, Maxi Cosi und Kinderwagen hinter sich haben.

Und was passiert jetzt also mit Mama? Denn ganz aufgeben will und darf ich diese neu gefundenen Freiheiten auch gar nicht. Einmal in der Woche gehört noch immer ein Tag mir und der wird die chillige Insel im abenteuerlichen Alltag: Ob ich an diesem Tag eine Hochzeit fotografiere, einen extralangen Lauf einlege, mit Tee und Kuchen auf der Couch bei Grey’s Anatomy heule oder meine liebe Freundin und frischgebackene Jungmama besuche. Egal.

Hauptsache es ist etwas, was mir Spaß macht, mir gut tut und mich daran erinnert, dass die Zeit, die wir jetzt haben, nie mehr wieder kommt.  Ob mit oder ohne Kids.

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