Eigentlich hatte ich den Beitrag für heute schon fertig geschrieben: Er handelte vom launischen Herbstwetter, von der schwierigen Garderobenwahl dieser Tage (Daunenjacke? Bikini? Regenschirm?). Von der Zeitlosigkeit, in der sich unsere Kinder bewegen. (Montag, Sonntag, Oktober, August? Alles gleich.)
Und dann ist heute passiert. Ein Tag wie jeder andere. Mit allen Höhen und Tiefen des Eltern- und Kinderdaseins. Tränen und Lachen, Trotz und Trost. Und wenn nur eine Minute zwischen den unterschiedlichen Gefühlen liegt.
Denn so ist es, das Elternsein. Jeder Tag eine Herausforderung, das Richtige zu tun, für seine Kinder das Beste zu geben. Jeder Tag ein Geschenk, wenn deine Tochter stolz zum ersten Mal alleine aus einem Becher trinkt, eine Rolle rückwärts macht oder dir eine neue Gute-Nacht-Geschichte erzählt.
Mein Vater hat immer gesagt, das Wichtigste sei es, seine Kinder zu Selbständigkeit zu erziehen. Sie ihre eigenen Erfahrungen und auch Fehler machen zu lassen. Klingt vernünftig, ist aber nicht immer unbedingt praktisch:
Wenn die 3 1/2-jährige Tochter morgens alles selbst machen möchte – Kakao fertigrühren, den Pyjama zusammenlegen, die Schuhe anziehen, den großen Rucksack tragen, im Kindergarten wieder aus- und umdirndl – dann dauert das potentiell viel länger, als wenn wir ihr dabei helfen. (Und natürlich noch viel viel länger, wenn Papa versucht, abzukürzen, ihr einen Schuh auszieht und sie ebendiesen Schuh wieder anzieht, um ihn erneut selbst auszuziehen)
Oder unsere kleine Tochter, die das Gehen einfach nicht an der Hand lernen wollte (was wir ihr dann auch nicht weiter angeboten haben). Stattdessen hat sie so lange geübt, bis sie es selbst konnte. Jetzt schurlt sie durch die Gegend, macht den Gehsteig unsicher und klaubt alles auf, was sie findet. Mit ihrem Bewegungsdrang und Übermut fällt sie dementsprechend öfter über ihre Füße. Aber da darf Mama dann auch wieder Mama sein.
Und das ist der Punkt: Wir dürfen, können und sollen loslassen. Unseren Kindern diesen Freiraum schenken. Auch wenn es uns unbequem ist, auch wenn wir Angst haben, wir könnten sie dabei verlieren.
Wir werden sie nicht verlieren. Denn gleichzeitig dürfen, können und sollen wir ihnen die Gewissheit, die Sicherheit geben, dass wir immer für sie da sein werden, wenn sie uns brauchen. Wenn sie sich den Kopf anhauen, wenn das Schuhband einfach nicht aufgehen will, wenn sie ihren ersten Liebeskummer haben, wenn sie wirklich großen Mist gebaut haben.
Wir werden da sein. Und bis dahin lassen wir sie ein Stück des Weges vorlaufen.
hallo,
wie ich sehe ist da jemand angekommen. Aber glaube mir, es war für mich ebenso schwer bei den vielen großen oder kleinen Katastrophen zuzusehen wie sie daher kommen und unsere geliebten Kinder treffen werden. Es sind jedoch nicht alle wirklich gekommen und haben sich Breit gemacht. Viele die ich gesehen habe, mussten vorher abgewogen werden wie sehr sie zu Pläsuren führen oder doch harmloser ausfallen als eh schon vorausgesehen. Das ist die Zäsur unserer Aufgabe Eltern zu sein und die Kinder zu erziehen und nicht zu verziehen. Was mich aber an der ganzen Geschichte so gefällt ist, dass du deine Aufgabe mit Herz und Verstand umsetzt.
Da denke ich, meine “Erziehung” oder besser gesagt das “Auslassen” richtig gemacht zu haben.
Denn Leben und auch Kinder großziehen ist wie “Zeichnen ohne Radiergummi”. Jeden Strich den du setzt ist vorher zu überlegen und dann setzten. Uns wenn was schief geht, ist es doch irgendwie egal. Ob es Richtig oder Falsch war sieht man halt erst nachher.
Aber du hast es versucht. Das zählt.
Bussi der Alte