Ich hab’ den Resetknopf gedrückt. Er war schwer zu finden, aber plötzlich ganz einfach da. Ich wusste eigentlich gar nicht, dass ich ihn drücken würde, aber dann ging es so. Von heute auf morgen.

Vor einem Monat haben wir unsere Ernährung völlig auf den Kopf gestellt. Seitdem kochen und essen wir nach Paleo – auch Steinzeiternährung genannt. Keine Angst: Triceratops haben wir keinen erlegt, auch sind wir nicht in den Wald gegangen um Beeren und Nüsse zu sammeln (obwohl das auch mal eine Wochenendbeschäftigung wäre). Wem genau der Begriff Paleo noch nicht untergekommen ist, der kann sich hier kurz einlesen.

Bevor ich also von den NoNos schreibe: Was haben wir denn geschmaust? Viel, viel Gemüse, Fleisch, Fisch, Eier, Nüsse, Obst und (jetzt kommt’s) Fett!
Hat es sich wie eine Diät angefühlt? Nein. Ist es eine Diät? Nein!

Abnehmen lässt sich mit Paleo bestimmt einiges. Aber in erster Linie geht es um die eigene Gesundheit und ums Wohlbefinden. Ob das jetzt den Verlust von Weihnachtsspeck oder das Ende von Blähungen, Hautproblemen oder Kopfschmerzen bedeutet, ist dann als eigenes Ziel zu definieren.

Einen Monat lang bin ich also fast täglich in der Küche gestanden und habe gewerkelt. Denn so eine Ernährung ohne Weizen (ergo Brot, Nudeln, Strudeln ergo alles was du fertig im Supermarkt kaufst) und Milch bedeutet viel Planung, gute Vorbereitung und Lust zum Kochen. Manchmal ist das in einen richtigen Kochmarathon ausgeartet, was dann aber schon fast einer Meditation gleichkam und so auch wieder der Seele guttut.

Wir haben vieles ausprobiert: selbstgemachtes Nussmüsli, Zwetschkenmus, Lasagne mit Nussricotta, Bananenbrot, fünfzehn verschiedene Varianten vom Frühstücksei und sogar home made Ketchup für die Burger (ohne bun, dafür mit Riesenchampignons). Aber auch viele Speisen, die zu den Favoriten unserer Familienmitglieder zählen, lassen sich paleotauglich umbasteln: Die Bolognese ziert jetzt Nudeln aus Zucchini, die Pommes gibt’s auch mal aus Süßkartoffeln und Chicken Nuggets werden in Kokos statt Brösel gewälzt. Und unser Fleisch kaufen wir jetzt lieber beim Fleischhauer des Vertrauens, die Eier kommen öfter mal direkt vom Bauern im Südburgenland.

 

Kokosjoghurt bei der Arbeit

 

Ein typisches Guten-Morgen-Omelett im Hause Kulovits mit Avocado und würziger Wildschweinsalami aus Italien (seufz). Oh, und im Hintergrund mein allerliebstes Nussmüsli!

 

Oder wie wär’s mit Spiegelei, Sauerkraut und Burgenländischem Moorochsen?

 

Chicken Nuggets, Blattspinat, Ketchup und Honey Mustard. Selbstgemacht (okay, der Marchfeldriese hat das Grünzeug beigesteuert :p)

 

Brot? Brot! Ja, doch! Aber aus Kokos- und Mandelmehl 😉

 

30 Tage Verzicht können einiges bewirken: Ich schlafe besser, ich schmecke besser. Und ich bin seit Jahren nicht mehr den launischen Hochs und Tiefs meines Blutzuckerspiegels ausgesetzt. Ich habe viel über meinen Körper gelernt, wie er funktioniert, was ihm gut tut und was vielleicht nicht. Dass man auch ohne Brot über die Runden kommt. Dass Speck per se eigentlich gar nicht dick macht. Aber auch, dass Paleo nicht die Antwort auf alle Fragen hat.

Denn mit Paleo lässt sich nicht unbedingt die Welt verbessern (und schon gar nicht der Hunger einer 7,2 Milliarden-köpfigen Weltbevölkerung stillen). Die große Rolle von tierischen Proteinen (Fleisch, Fisch, Eier) bei dieser Ernährung ist durchaus kritisch zu sehen. Jedoch kann Paleo aufzeigen, wo jeder von uns etwas für seine Gesundheit, die Gesundheit seiner Familie, körperliche und geistige Fitness machen kann. Und dass wir nicht dem ewigen Teufelskreis von Zucker-/Weizenshots und Heißhunger ausgeliefert sind.

Auch für mich bleiben also Fragen offen. Hie und da zwickt’s wo, ohne dass ich eine Erklärung dafür gefunden habe. Aber so geht es bestimmt auch dem Nachbarn, der sich vegan ernährt, der wirtshaustreuen Großtante oder meiner Tochter, die am liebsten jeden Nachmittag Kipferl und Kakao zur Jause hat. Was auch immer es heute zu Mittag gibt: Ich wünsche uns allen viel Genuss und Gesundheit!

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